Bettina Müller: Die Cholera in Braunsberg - Mit Namenslisten der Choleratoten der Jahre 1848 und 1855

Aus: Heimatbrief für den Kreis Braunsberg, 2014, S. 70 - 101

 

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Lange Zeit spielte die Cholera in Braunsberg keine Rolle. Eine Übersicht Hauptkrankheiten in Braunsberg um 1777aus dem Braunsberger katholischen Kirchenbuch des Jahres 1777 weist die typischen Krankheiten und Seuchen dieser Zeit auf. Haupt-Todesursache waren damals die Pocken, dicht gefolgt von „Brust- und Fleck­fieber“, „Masern und Rütteln (Röteln)“, „an Epilepsie und an den Zähnen“ sowie „Schwind- und Dörrsucht“ (Dörrsucht, wohl eine Art Auszehrung bedingt durch Schwindsucht, Tuberkulose etc.).

 

Der Kampf gegen die Cholera

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts verbreitete sich die asiatische Cholera - über Russland und Polen – zum ersten Mal in Europa. Die Cholera (aus dem Griechischen: Gallenbrechdurchfall) ist eine schwere Infektionskrankheit, verursacht durch im Wasser lebende Bakterien namens Vibrio cholerae, die sich über das Trinkwasser oder verunreinigte Nahrung verbreiten. Die Bakterien setzen sich hauptsächlich im Dünndarm fest, geben dort das Gift Choleratoxin ab, was zu massiven Durchfällen und Erbrechen und zu einem Flüssigkeits- und Mineralienverlust von bis zu 20 Liter am Tag mit gravierenden Folgen bis hin zum Tod führen kann, wenn der Mangel nicht ausgeglichen wird.

Pacini, Filippo.pngDarstellung der CholeraIm Jahr 1883 wurde der Bakteriologe Robert Koch als Entdecker des Cholerabazillus gefeiert. Weitgehend unbeachtet geblieben war bis dato, dass bereits 1854 der italienische Arzt Filippo Pacini (*25.5.1812 Pistoia, Italien, + 9.7.1883 Florenz, Italien), dessen Fachgebiet Anatomie war, den Erreger eindeutig nachgewiesen hatte, jedoch von der medizinischen Fachwelt unbeachtet blieb, da diese sich lange Zeit geschlossen völlig einig war, dass sich die Cholera über die Luft verbreitete.

Lange blieb Pacinis großer Verdienst unbeachtet und somit ungewürdigt. Erst im Jahr 1965 wurde er posthum für seine Entdeckung geehrt und der Cholera-Erreger offiziell in „Vibrio cholerae Pacini 1854“ umbenannt.

 

Cholera-Erreger

Snow, John.pngAuch der englische Arzt John Snow (15.3.1813 York – 16.6.1858 London) machte durch seine Erfahrungen als Krankenpfleger während einer der häufigen englischen Cholera-Epidemien Beobachtungen, die ihn – ebenfalls im Jahr 1854 und völlig unabhängig von Filippo Pacini - zu dem Schluss kommen ließen, dass die Seuche eben nicht über die Luft verbreitet wurde, sondern über den Mund.

Stadtplan London mit Cholera-Cluster.pngVon Anfang an misstrauisch gegenüber der allgemein verbreiteten und vor allem völlig akzeptierten Meinung der Ärzteschaft, dass die Cholera über die Luft verbreitet wurde, ging Snow der Sache nach und erfasste im Jahr 1854 akribisch alle Cholerafälle in London und trug sie in eine Karte ein. Eindeutig erstreckten sie sie sich alle um ein ganz bestimmtes Stadtgebiet an der Broad Street, wo sich auch eine Wasserpumpe befand, von der die Anwohner ihr Trinkwasser holten. Nachdem Snow eine Wasserprobe genommen hatte und ihm unbekannte Bakterien entdeckte, setzte er die Pumpe außer Betrieb und die Epidemie hörte schlagartig auf.

Koch, Robert.jpgNachdem der Entdecker des Tuberkulose-Erregers, der Bakteriologe Robert Koch, 1883 ebenfalls den Cholera-Bazillus (der wegen seiner Form „Komma-Bazillus“ genannt wurde) entdeckt hatte, konnte Koch im Folgenden beweisen, dass der Bazillus von Keimträgern ausgeschieden wird und sich im Wasser vermehren und weiter verbreiten kann (diese Fest­stel­lung hatte er bei einer Expedition in Indien gemacht, wo die Krankheit bevorzugt Dörfer befiel, die um Teiche angeordnet waren, in denen aber auch Wäsche gewaschen und Trinkwasser entnommen wurde, der Erreger musste also mit dem Wasser übertragen worden sein), war die Fachwelt endlich überzeugt und die Choleravorsorge und -bekämpfung wurde möglich.

Die Umsetzung war jedoch zunächst durch politische und räumliche Gegebenheiten extrem schwierig und es sollten Jahre vergehen, bis dies schließlich gelang. Noch 1892 starben bei der schweren Cholera-Epidemie in Hamburg über 8.600 Menschen, da es dort Streitigkeiten zwischen Senat und Bürgerschaft um die Finanzierung einer lebenswichtigen Sandfiltrationsanlage gab und stattdessen u.a. der Bau des neuen Rathauses befürwortet wurde.

 

1831 – Erste Cholera-Epidemie in Braunsberg

Satire death dispensary.jpgObwohl bereits im Vorfeld vielfältige Maßnahmen zur Abwehr der Epidemie und Verhinderung der Ausbreitung getroffen worden waren (die zuständigen Behörden in allen Staaten arbeiteten unter Hochdruck daran, z.B. durch Einrichtungen von Sanitätskommissionen (allein in Königsberg gab es insgesamt acht Kommissionen für die einzelnen Stadtgebiete sowie eine zentrale übergeordnete Kommission, der mehrere Ärzte angehörten), Gesetzesverordnungen, Absperrung infizierter Gebiete, Einwanderungskontrollen, Chlor-Räucherungen zur Desinfektion von Waren und sogar Briefen etc.), stand man der Epidemie, die oftmals mit dem Tod endete, zunächst relativ hilflos gegenüber, da einfach noch kein fundiertes Wissen über Entstehung, Verbreitungswege und Behandlungsmöglichkeit vorhanden war.

Gesetzestext zum Ausbruch der Cholera 1831

Bereits im September 1823 wurden erste Cholera-Fälle in der russischen Stadt Astrachan an der Wolgamündung bekannt, die jedoch vermutlich durch den Wintereinbruch an der Verbreitung gehindert wurde. Der erste offizielle Cholerafall wurde aus der Stadt Orenburg am Ural gemeldet und die Cholera fing an, sich rasant zu verbreiten.

Die Epidemie erreichte am 28. Mai 1831 Danzig und breitete sich in weiteren Städten aus, so z.B. in Königsberg, Elbing, Frauenburg.

1831 berichtet der Königsberger Arzt Ludwig Jacobson seinem Bruder Jacob Jacobson in Braunsberg über die in Königsberg ausgebrochene Cholera-Epidemie, bei der vom 20. Juli 1831 bis zum 4.1.1832 1.327 Einwohner starben1:

Lange werdet auch ihr Braunsberger nicht verschont bleiben; der Himmel schenke dir Kraft und Gesundheit bei dem schweren Tagewerke, das dir bevorsteht!“

In der Nacht vom 18. zum 19. September 1831 erkrankten zwei Braunsberger Einwohner, deren Symptome keinen Zweifel zuließen und es klar wurde, dass alles Streben nach Abwehr der Epidemie umsonst gewesen war. Die Prophezeiung des Königsberger Arztes hatte sich bewahrheitet: Die Cholera war in Braunsberg angekommen.

Von dem Resultat meiner Behandlung hat Dich wohl die Cholera-Zeitung unterrichtet; ein gleiches gewähren auch die beiden anderen Cholera-Lazarethe. Wir zählen bis jetzt unter fünf Kranken drei Todte; aber freilich werden uns auch die vernachlässigtesten, desperaten Fälle übergeben; sehr selten werden die Kranken vor den ersten sechs Stunden ins Lazareth transportiert. Der Grund liegt in der Furcht vor den Lazarethen, die der Pöbel als den Sitz höllischer Martern verabscheut. – Die Seuche hat an Extensität bedeutend abgenommen; Gott gebe, daß sie uns bald verlasse! Schon mancher Familienvater ist ihr als Opfer gefallen […]

(aus einem Brief von Ludwig Jacobson an Jacob Jacobson)

Laut Dr. Hausbrand, Kreisphysikus in Braunsberg, der im sogenannten „Cholera-Archiv“ fleißig berichtete, starben 1831 „über 300“ Menschen in Braunsberg. 2 Genaue Zahlen über Erkrankte und Sterbefälle zu ermitteln, war oftmals schwierig, da nicht alle Kranken offiziell angezeigt und verzeichnet wurden. Die gemeldeten Zahlen der Epidemie-Jahre verdeutlichen, dass die behandelnden Ärzte in dieser Zeit an die Grenzen ihrer Belastbarkeit angekommen sein dürften.

Dr. Hausbrand’s Bericht enthält u.a. auch namentlich genannte Cholera-Kranke aus Braunsberg, besonders hervorgehoben, da sie trotz starrsinnigem Verhalten und Nichtbeachten aller von den Ärzten angeratenen Vorsichtsmaßnahmen (die auf den damaligen oftmals fehlerhaften Kenntnisstand basierten) auf wundersame Weise genasen:

  • Hauseigentümer Fox, Keslin:
    „Einige 40 Jahre alt“ und von nicht gerade robuster Natur, erkrankte er am 24.9. des Jahres. In Abwesenheit des Arztes wurden dessen Anweisungen nicht mehr befolgt, der Kranke wurde nicht warm gehalten (Schwitzen galt damals als wichtiges Behandlungsmittel gegen die Cholera ebenso wie z.B. leichte Kost und Chinin zum Fiebersenken), die äußeren Mittel nicht angewendet und die verordneten Getränke nicht gereicht. Dr. Hausbrand schreibt an dieser Stelle u.a. von der „unsinnigen Idee der niederen Volksklasse von der Vergiftung durch Arzneien“, was auf Schwierigkeiten im Umgang mit gewissen Patienten hinweist. Von einem anderen Arzt verordnete sechs Blutegel verschwanden übrigens auf dem Weg von der Apotheke zum Kranken, so dass nur einer zum Einsatz kam, der allerdings wohl so wenig Blut entzog, dass eine aufgetretene Augenentzündung dadurch nicht, wie vom Arzt erhofft, verschwand. Fox genas innerhalb von 3 Wochen nach anfangs heftigsten Beschwerden.
  • Arbeitsmann Görge:
    24 Jahre alt, „heftig und roh“, tat laut Haußbrandt eigentlich alles das, was er in seinem Zustand tunlichst nicht sollte und machte auch keinen Halt vor Bier, Wasser, Essig, Branntwein im Übermaß und vor schädlichen Speisen. Wohlgemeinte Arzneien spuckte er wieder aus und er duldete keine äußeren Mittel. Innerhalb von 14 Tagen war er beschwerdefrei.
  • Ehefrau des Arbeitsmanns Siedler:
    „Gegen 30 Jahr alt“. Auch sie widersetzte sich konsequent jeglichem Anraten des Arztes und stillte ihren Durst vorzugsweise mit Halbbier, hielt sich nicht warm und verweigerte aus Ekel die Medikamente. Auch sie war innerhalb von 14 Tagen beschwerdefrei.

Eine von den Ärzten Königsbergs herausgegebene „Cholera-Zeitung“3, in der über angebliche Heilmethoden berichtet wurde (z.B. Hausmittel wie Senfwein, Zubereitung von Tinkturen, warme Umschläge), über die Entstehungsursachen spekuliert wurde, über neue Mittel berichtet wurde und es um – manchmal fragwürdige - Ansteckungstheorien (z.B. die Verbindung zwischen Außentemperaturen und erhöhter Ansteckungsgefahr) ging sowie Mortalitäts-Statistiken, Berichte über Hospitäler etc., wurde nicht zuletzt versucht, der oftmals durch Irr- und Aberglauben und Misstrauen verunsicherten Bevölkerung durch „Aufmunterungen“ die Angst vor einer Ansteckung zu nehmen.4

 

Unter anderem hatte auch die Rheinprovinz ihre eigene Cholera-Zeitung, herausgegeben von Regierungs- und Medizinalrat Dr. Zitterland5, sie enthielt z.B. folgende Vorsichtsmaßnahme:

Wer mit Kranken zu verkehren hat, beachte die Vorsicht, dass er niemals nüchtern zu dem Kranken geht, während des Besuchs den Speichel nicht hinabschluckt, Angelikawurzel, Kardamonen oder auch Wacholderbeeren kaut und unmittelbar nachher sich die Hände mit verdünntem Essig oder einer Auslösung von Chlorkalk wäscht. Auch das Tabaksrauchen ist solchen Personen anzuempfehlen.“

 

Diverse weitere Schriften zu Behandlungsmethoden und Wundermitteln erschienen, z.B. befasste sich Eduard Bangssel in mehreren Heften mit den „Wundertropfen wider der Cholera“ eines Schuhmachers Hamann in Heubude6, oder: Polizeibekanntmachungen betreffend die Cholera sowie „Kurze Anweisung zur Erkenntniß und Heilung der Cholera“, dies sind nur ein paar Beispiele dafür, wie sehr die Seuche die Ärzte, Behörden in Aufruhr versetzte und die Bevölkerung letzten Endes nur noch völlig verunsicherte.

 

Zweite Cholera-Epidemie-Welle in Braunsberg 1837

Die nächste Epidemie in Braunsberg trat im Jahr 1837 auf.

In einer medizinischen Zeitschrift7 machte C.L. Klose Mitteilungen über die in Braunsberg nach sechs Jahren erneut am 6.9.1837 aufgetretene sechs Wochen anhaltende Epidemie, die er aus Berichten des Dr. Jacob Jacobson übernommen hatte. Von 7.746 Einwohnern erkrankten damals demnach 264 und es starben davon 150, wobei hier die Mehrzahl der Verstorbenen der Altersgruppe 30 – 50 Jahre angehörten und wohl auffallend viele Deichgräber, Holzfäller, Tagelöhner unter den Toten waren. Bereits im Jahr 1831 war eine Theorie aufgestellt worden, dass der Epidemie ganz bestimmte Berufsgruppen zum Opfer fielen, es aber eine Berufsgruppe gab – nämlich die der Töpfer -, die jedoch durch nicht genau benannte äußere berufsbedingte Umstände von der Epidemie verschont geblieben wären. Auch in C.L. Klose’s Mitteilungen wird dieses angebliche Phänomen erwähnt, jedoch an gleicher Stelle wieder revidiert, da Ärzte aus anderen Gegenden genau die entgegen gesetzte Beobachtung gemacht hatten.

 

1848: Die dritte Cholera-Epidemie in Braunsberg

Da in den Berichten über die Cholera, zumindest in denen, die ich z.B. in der Cholera-Zeitung fand, Namen der Todesopfer nicht oder nur sporadisch – wie z.B. 1831 - genannt werden und darin rein anonyme Statistiken über die Verbreitung in bestimmten Wohnviertel und in bestimmten Berufsgruppen und Altersgruppen gemacht wurden, habe ich als Beispielsjahr für die Auswirkungen der Epidemien ab 1831 die Braunsberger Cholera-Toten des Herbstes 1848 aus dem katholischen Kirchenbuch herausgeschrieben (bzw. der Mikroverfilmung des katholischen Kirchenbuchs) sowie die Namen der Cholera-Toten des Jahres 1855. Ebenfalls verzeichnet sind die Toten aus der kleinen evangelischen Militär-Gemeinde. Die Namen aus dem Kirchenbuch der katholischen Militärgemeinde sind ebenfalls im Kirchenbuch von St. Katharina verzeichnet gewesen. Möglicherweise wurden Namen in Tageszeitungen veröffentlicht, jedoch wurde die in Braunsberg herausgegebene Ermländische Zeitung erst ab 1871 publiziert, das Braunsberger Kreisblatt zwar früher, aber es ist fraglich, ob hier Namenslisten enthalten waren.

Die Toten aller Cholera-Epidemien in der Stadt Braunsberg hier aufzulisten, hätte den Rahmen des diesjährigen Heimatbriefs deutlich gesprengt.

Dr. Jacobson.jpgIch habe zunächst bewusst das Jahr 1848 ausgewählt, weil in diesem Jahr am 27.10. dort mein Vorfahre an der Cholera starb: der Arbeitsmann Josef Schröter (er stammte aus Stangendorf) wurde nur 36 Jahre alt und hinterließ eine Witwe (Katharina Schröter geb. Kramer, sie stammte aus Groß Tromp/­Kirchspiel Schalmey) und drei kleine Kinder (Rosa, Elisabeth und Katharina). Besonders oft erscheint im katho­lischen Kirchenbuch in diesen Wochen unter der Rubrik „ärzt­liche Hülfe“ Dr. Jacob Jacobson. Unermüdlich muss er von Patient zu Patient geeilt sein, Passagen aus seinen an seine Frau oder Verwandte geschriebenen Briefen belegen seinen großen Einsatz während der Epidemie-Wochen.8 Für seine besonderen Verdienste in den Cholerajahren 1831 bis 1852 wurde er 1853 völlig verdient als Ehrenbürger von Braunsberg ausgezeichnet.

Ursprünglich aus Königsberg stammend, wo er am 20. Juli 1807 geboren wurde, entschied er sich 1825 für ein Studium der Heilkunde an der dortigen Albertina-Universität und bestand im April 1830 in Berlin die Staatsprüfung als praktischer Arzt und Chirurg. Nach einer ausgedehnten Deutschland-Reise gelangte er nach Paris, wo er seine Chirurgie-Kenntnisse unter der Leitung des bekannten Arztes Dupuytren während eines 10wöchigen Aufenthaltes perfektionierte. Es folgte im Spätsommer 1830 in Würzburg ein kurzes Studium der Geburtshilfe, das er im darauf folgenden Jahr in Berlin mit Examen abschloss. Er entschloss sich, seine Praxis in der Kleinstadt Braunsberg anzusiedeln, was sicherlich ein Risiko darstellte, war er doch ein Fremder in der Stadt ohne jegliche Protektion, ein junger Berufsanfänger, mittellos, nicht katholisch. Als junger niedergelassener Arzt in einer Kleinstadt sollte er gleich einer großen Bewährungsprobe unterzogen werden, die er mit Bravour meisterte. Es gelang ihm, mit seinem unermüdlichen Einsatz gerade während der Cholera-Epidemien ab 1831, aber auch aufgrund seines Könnens als Chirurg eine überaus angesehene Stellung in der Stadt zu erlangen, die schließlich 1853 in der Verleihung die Ehrenbürgerwürde mündete.9

Das Vertrauen wird hier nicht geschenkt, es muß erworben, mühsam erworben werden.“

 

So soll er es einmal während einer Festrede in Braunsberg ausgedrückt haben. Ebenfalls gewürdigt wurden so auch seine Verdienste um die Braunsberger Armenpraxis, die die meist jungen Ärzte als Berufsanfänger ohne Entgelt zu betreuen hatten, sowie die Verbesserung der Verhältnisse im Städtischen Krankenhaus, über das er ab 1837 die Aufsicht hatte. Vorher in einem völlig verwahrlosten chaotischen Zustand, wandelte sich das Krankenhaus von einer vormals gemiedenen Anstalt zu einem sehr gesuchten Asyl. Ebenfalls zu nennen ist die 1846 von ihm mitbegründeten Braunsberger Kranken- und Sterbe­kasse, deren Mitglieder von ihm unentgeltlich behandelt wurden, ebenso wie die Zöglinge der Seeligerschen Erziehungs-Anstalt.

Aufgrund eines Herzleidens verstarb Dr. Jacob Jacobson am 6.8.1858 in Braunsberg, betrauert von der Braunsberger Einwohnerschaft. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof in der Bahnhofstraße in Bahnhof beerdigt. In der Reichspogromnacht 1938 sollte der jüdische Friedhof geschändet werden, heute zeugen nur noch alte Friedhofsbäume an dieser Stelle von seiner Vergangenheit als Begräbnisstätte. Als seine Ehefrau, Fanny Jacobson geb. Goldschmidt (* 18.5.1815 Danzig, + 17.10.1872 Arnstadt/Thüringen) starb, wurde sie neben ihrem Mann in Braunsberg beerdigt, die Grabinschrift lautete:

Fanny Jacobson geb. Goldschmidt.jpgDes Menschen Leben währet 70 Jahre,

Und wenn es hoch kommt, sind es 80 Jahre,

Und wenn es köstlich gewesen ist,

So ist es Mühe und Arbeit gewesen.“

 

Alle Choleratote des Jahres 1848 können an dieser Stelle nicht mehr benannt werden, da das evangelische Kirchenbuch aus diesem Jahr nicht mehr existiert, neun Personen müssen namentlich unbenannt bleiben. Innerhalb von 4 Wochen sollen in diesem Jahr, so geht es aus den Auf­zeich­nungen von Dr. Jacobson hervor, 270 Personen verstorben sein, das katholische Kirchenbuch enthält allein davon 253 Personen, acht Personen sind im ev. Militärkirchenbuch verzeichnet.

Laut Jacobson waren die ersten beiden Cholera-Toten der Stadt Braunsberg des Jahres 1848 aus Königsberg eingewandert. Die Einträge im katholischen Kirchenbuch bestätigen eigentlich die statistische Aussagen, die bereits in den Jahren zuvor gemacht worden waren: So waren die meisten Todesopfer in den Stadtteilen Alt- und Neustadt und Keslin (Köslin) zu beklagen, traditionell die Arbeiterviertel, in denen die Arbeiter und Handwerker in ärmeren und beengten Verhältnissen wohnten und somit eine schnelle Ausbreitung der Epidemie begünstigt wurde. Trat die Krankheit in einem Hause auf, so erkrankten andere Bewohner ebenfalls recht schnell. Manche Familien waren besonders leidgeprüft, so waren in manchen Familien gleich mehrere Todesfälle an einem Tag zu verzeichnen.

 

Braunsberg, den 13. October 1848

Geliebte, theure Eltern!

Bei uns ist, Gott sei Dank, Alles munter und gesund. Herrschende Krankheiten sind nicht, bis auf die gewöhnlichen Herbstleiden. Von Cholera sind nur zwei tödtliche Fälle vorgekommen; beide eingewanderte Königsberger, ein Artillerist und ein Schuhmacher, die wohl Beide den Keim dazu mit sich gebracht haben mögen. Es wäre Gottes unergründliche Fügung, wenn wir befreit bleiben sollten von der Seuche; es ist bei unserer Armuth zu viel Zündstoff vorhanden. Nun, was ist zu thun, man muß es in Ergebung tragen, was kommen soll.

(Aus einem Brief von Dr. Jacob Jacobson an seine Eltern)

 

Die Choleratoten im Braunsberger Katholischen Kirchenbuch im Oktober 1848 (127 Personen):

 

- 13./Passarien: Andreas Splieth, 34 Jahre, Eigenkätner

- 14./Neustadt: Elisabeth Hallmann, 3, Tochter d. Arbeitsm. Johann

- 15./Neustadt: Bernhard Eduard Ehrlich, 2, Sohn d. Schneidermeisters Peter Ehrlich

- 16./Altstadt: Franz Sagrigewitz, 10, Sohn d. Schuhmachers Johann Sagrigewitz

- 16./Keslin: Ferdinand Klingenbrunn, 37, Arbeitsmann

- 16./Neustadt: Andreas Nahser, 42, Ackerbürger

- 17./Altstadt: Eduard, 7, Sohn d. Schuhmachers Joh. Sagrigewitz

- 17./Keslin: Elisabeth Grenki, 4, Tochter d. Arbeitsm. Joh. Grenki

- 18./Keslin: Auguste Will, 6,Tochter d. Arbeitsm. Friedrich Will

- 18./Mönchenthor: Adalbert, 5, Sohn d. Maurergesellen August Lingk

- 18./Rittergaß: Magdalena, 9, Tochter d. Arbeitsm. Johann Kern

- 18./Altstadt: Eduard, 5, der unverehel. Johanne Sinowy Sohn

- 19./Münchenthor: Eigentümer Arbeitsmann Johann Hogendorf, 37

- 19./Keslin: Joseph Lau, Arbeitsmann, 39

- 19./Neustadt: Invalide Andreas Wirgau, 97

- 19./Altstadt: Regina geb. Krüger, 28, Frau d. Zimmergesell. Josef Hasselberg

- 19./Neustadt: Rosalia, 3, Tochter d. Tuchmachermeisters Jos. Sprehn

- 20./Keslin: Catharina, 2, Tochter d. Arbeitsm. Johann Hohmann

- 20./Altstadt: Bäckermeister Peter Graw, 61

- 20./Altstadt: Dorothea geb. Grunenberg, 28, Frau d. Schneidermeisters Josef Anton Zaremba

- 20./Hohenthor: Magdalena geb. Achsnick, 30, Frau d. Arbeitsm. Joseph Steinki

- 20./Altstadt: Friedrich, 8, Sohn d. verstorb. Krankenwärters FriedrichKrafzig

- 20./Hohenthor: Anton Valentin, 8, Sohn d. Riemermeisters Anton Kuhn

- 20./Keslin: Anna, 7, Tochter des Arbeitsm. Franz Bellgart

- 20./Altstadt: Johann, 6, Sohn des Arbeitsm. Anton Harnau

- 20./Altstadt: Bernhard, 6,Sohn der unverehelichten Mathilde Schrecker, jetzt verehelichte Jackel

- 21./Hohenthor: Arbeitsmann Joseph Merten, 45

- 21./Krankenhaus: Heinrich, 13, des zu Rowna im Königreich Ungarn verstorbenen Tuchstrickers Joseph Drabek

- 21./Keslin: Arbeitsmann Jacob Kalinowski, 67

- 21./Neustadt: Justina, 3, Tochter d. Arbeitsm. Johann Wohlau

- 21./Altstadt: Magdalena Nitschmann, 42, Witwe d. verstorbenen Arbeitsm. Martin Preuschoff

- 21./Hohenthor: Adolph Scholinski, 28, Arbeitsm.

- 21./Neustadt: Joseph, 5, Sohn d. Schullehrers Franz Schlesiger

- 21./Neustadt: Joseph Paschki, 47, Weinsetzer

- 22./Altstadt: Unverehelichte Rosalie Ludkowski, 42

- 22./Passarien: Franz Plath, 43, Sohn d. verstorbenen Schifferwirths Joseph Plath

- 22./Altstadt: Nicasius Johann, 7, Sohn d. Maurermeisters Joh. Casprowitz

- 22./Neustadt: Valentin, 1 ½, Sohn d. verstorb. Arbeitsm. Jos. Hoell

- 22./Altstadt: Theresia, 8, Tochter des verstorbenen
Tuchmachermeisters Jos. Starowski

- 22./Keslin: Catharina geb. Gehrmann, 65, Frau d. Arbeitsm.
Christoph Woelki

- 23./Altstadt: Justina geb. Schirgau, 29, Frau d. Holzflößers Gottl. Dillo

- 23./Altstadt: Anna geb. Erdmann, 55, Frau d. Schuhmachermeisters Ant. Lange

- 23./Neustadt: Arbeitsm. Simon Fischer, 40

- 23./Neustadt: Arbeitsm. August Gehrmann, 29

- 23./Keslin: Martin, 3, Sohn des Arbeitsm. Mich. Kewitz

- 23./Neustadt: Arbeitsm. Anton Groß, 64

- 23./Altstadt: Adalbert, 7, Sohn d. Schuhmachermeisters Heinrich Marquardt

- 23./Neustadt: Justina, 1 Jahr + 3 Monate, Tochter d. Seilers Franz Durchschlag

- 24./Altstadt: Rosa, 3, Tochter d. Arbeitsm. Mich. Proschki

- 24./Altstadt: Johann, 6, Sohn d. Arbeitsm. Mich. Proschki

- 24./Neustadt: Pauline, 17, Tochter d. Seilermeisters Joh. Kemkowski

- 24./Neustadt: Julius, 7, Sohn d. Seilermeisters Joh. Kemkowski

- 24./Neustadt: Invalide u. Witwer Anton Peter, 55

- 24./Hohenthor: Arbeitsmann Franz Kleefeld, 56

- 24./Keslin: Arbeitsmann Jacob Lerch, 63

- 24./Krankenhaus: Malergehülfe Johann Wisniewski aus Posen, 25

- 25./Neustadt: Magdalena geb. Hannke, 48, Frau des Maurergesellen Ant. Kurzbach

- 25./Altstadt: Arbeitsmann Carl Prengel, 32

- 25./Neustadt: Gymnasiast Hermann, 15, Sohn d. verstorbenen Magistratsboten Heinr. Wittenberg

- 25./Krankenhaus: Seilermeister Johann Kemkowski, 43

- 25./Altstadt: Barbara, 12, Tochter d. verstorbenen Böttigergesellen Valt. Hulanitzki

- 25./Münchenthor, Dorothea, 1 Jahr und 8 Monate,Tochter d. Arbeitsm. Andreas Heidenreich

- 25./Neustadt: Franz, 1 Jahr und 6 Monate, Sohn des Schuhmachermeisters Franz Abraham

- 25./Münchenthor: Rosa, 7, Tochter des Arbeitsmanns Joseph Herder

- 25./Münchenthor: Andreas, 1, Sohn des Arbeitsmanns Joseph Herder

- 25./Neustadt: Franz, 1 Jahr und 7 Monate, Sohn des Arbeitsmanns August Kowalewski

 

In der letzten Zeit hörte jede Geselligkeit auf, denn du hast keine Idee, wie sehr die Cholera jeden Frohsinn, jede Thätigkeit hemmte, die ganze Stadt in einen Trauerflor hüllte. Man hörte nichts, wie das Geläute der Glocken, das entweder einem Sterbenden galt oder einen Gestorbenen zur letzten Ruhestätte begleitete; sah man zufällig aus dem Fenster, so begegnete fast immer unser Blick einem Leichenbegängnis. In jedem Hause gab es Kranke, denn die Luft war voll des Krankheitsstoffes, mehr oder weniger hatte jeder Mensch einen Anfall durchzumachen. In einer kleinen Stadt ist eine solche Zeit viel schrecklicher; jeder Einzelne ist uns bekannt und wird betrauert.“

(Brief von Fanny Jacobson an Tochter Sara)

 

- 26./Neustadt: Ackerbürger Michael Werner, 74

- 26./Krankenhaus: Knecht Michael Lau, 32

- 26./Hohenthor: Rosa, 7, Tochter des Arbeitsmann Georg Rossmann

- 26./Keslin: Dorothea geb. Kollberg, 45, Frau des Arbeitsmanns Joseph Goß (abends 5 Uhr)

- 26./Keslin: Joseph G[r]oß, 48, Arbeitsmann (abends 10 Uhr)

- 26./Neustadt: Arbeitsmann Johann Engelbrecht, 68

- 26./Neustadt: Joseph, 10, Sohn des Arbeitsmanns Joseph Fox

- 26./Neustadt: Justina, 16, Tochter des verstorbenen Arbeitsmanns Johann Schakowski

- 27./Münchenthor: Catharina Heidenreich, 5, Tochter des Andreas

- 27./Neustadt: Magdalena geb. Bludau, 66, Witwe des verstorbenen Jos. Behrend in Woynitt

- 27./Vorstadt: Arbeitsmann Franz Labuch, 47

- 27./Münchenthor: Apollonia geb. Diddig, 67, Witwe des verstorbenen Arbeitsmanns Andr. Dargel

- 27./Neustadt: Justina, 12, Tochter des Bauern Joseph Wohlau

- 27./Münchenthor: Arbeitsmann Joseph Schroeter, 36

- 27./Vorstadt: Dorothea, 1 Jahr und 7 Monate, Tochter der unverehelichten Amalie Zimmermann

- 27./Münchenthor: Catharina, 2, Tochter des Arbeitsmanns Jos. Groß

- 27./Neustadt: Johann, 1 Jahr und 6 Monate, Sohn des Arbeitsmanns Johann Klingenbrunn

- 27./Altstadt: Franz, 1 Jahr und 6 Monate, Sohn der unverehelichten Dorothea Hulanitzki

- 27./Altstadt: Wilhelm, 3, Sohn des Schneiders Wilhelm Heise

- 27./Neustadt: Dorothea geb. Sartremski, 36, Frau d. Arbeitsm. Andr. Ginther

- 28./Altstadt: Maria geb. Kusmund, 44, Frau d. Arbeitsm. Peter Godowski

- 28./Vorstadt: Arbeitsmann Valentin Schimanski, 61

- 28./Hospital: Hospitalistin Elisabeth Thiel, 44

- 28./Schillgehnen: Der emeritierte Schullehrer Thomas Laws, 64

- 28./Hohenthor: Arbeitsmann Valentin Rautenberg, 45

- 28./Keslin: Rosa, 10, Tochter des Arbeitsmanns Johann Schulz

- 28./Hohenthor: Schuhmachermeister Anton Peter, 55

- 28./Neustadt: August, 3, Sohn d. verstorbenen Arbeitsm. Joh. Zander

- 28./Neustadt: August, 4, Sohn des Arbeitsmanns Johann Klingenbrunn

- 28./Keslin: Barbara, 21, Tochter des Arbeitsmann Franz Wermter in Rosengarth, Kirchspiel Layss

- 28./Münchenthor, Johann, 5, Sohn des Eigenthümers Andr. Sidowski

- 28./Krankenhaus: Anna, 14, Tochter des Arbeitsmanns Christoph Rebnitzki

- 28./Neustadt: Bäckermeister Ignatz Packeiser, 50

- 29./Neustadt: Eigenthümer Valentin Hinz, 41

- 29./Neustadt: Arbeitsmann Andreas Proschki, 43

- 29./Altstadt: Dorothea, 4, Tochter d. Arbeitsm. Franz Nitschmann

- 29./Passarien: Magdalena, 2 Jahre und 8 Monate, Tochter des Einwohners Mart. Schoppenhauer

- 29./Neustadt: Justina, 12, Tochter d. verstorb. Arbeitsm. Johann Zander

- 29./Krankenhaus: Barbara geb. Schlesiger, 35, Frau des Krankenwärters Ant. Hallmann

- 29./Keslin: Eigenthümer Casimir Preuschoff, 48

- 29./Altstadt: Bertha, 5, Tochter des Schlossermeisters Jac. Teubner

- 29./Altstadt: Ferdinand, 12, Sohn d. Schlossermeisters Jacob Teubner

- 29./Vorstadt: Franz, 1 Jahr und 11 Monate, Sohn des Schuhmachers August Dittner

- 29./Neustadt: Catharina geb. Zagermann, 35, Witwe d. verstorbenen Arbeitsm. Jos. Hoell

- 29./Magdalena, 3, Tochter des Arbeitsmanns Mich. Quandt

- 29./Neustadt: Catharina geb. Lindenau, 43, Frau d. Arbeitsm. Carl Schulz

- 29./Neustadt: Elisabeth geb. Froehlich, 64, Frau d. Arbeitsm. Gottlieb Naumann

- 30./Neustadt: Eleonora geb. Wangnick, 46, Frau d. Drechslers Gottfried Gerlach

- 30./Altstadt: Anna geb. Erdmann, 48, Frau d. Töpfergesellen Ludwig Sinselowski

- 30./Altstadt: Schneidermeister Ant. Knobloch, 61

- 30./Vorstadt: August, 3, Sohn des Arbeitsmanns Andreas Bellgart

- 30./Hohenthor: Magdalena, 8, Tochter d. Arbeitsm. Franz Marquardt

- 30./Rittergaß: Maria Theresia, 1 Jahr + 5 Monate, Tochter d. Maurergesellen Michael Kern

- 31./Keslin: Fuhrwerker Johann Schaefer, 64

- 31./Altstadt: Elisabeth, 24, des in Schöndamerau verstorb. Arbeitsm.
Lehmann

- 31./Altstadt: Amalia, 1 Jahr + 4 Monate, Tochter d. Arbeitsm. Franz Nitschmann

- 31./Altstadt: Gertrudis geb. Regenbrecht, 68, Witwe des Todtengräbers Joseph Krause

- 31./Keslin: Anna geb. Budau, 57, Frau d. Arbeitsm. Andreas Müller

- 31./Neustadt: Euphrosina, 3, Tochter des Bauern Valentin Marquardt

- 31./Münchenthor, Franz, 2 Jahre + 6 Monate, Sohn d. Eigentümers Franz Hohmann

- 31./Neustadt: Franz, 6, Sohn d. verstorbenen Arbeiters Valentin Hinz

 

Die Cholera-Toten der Evangelischen Militärgemeinde Braunsberg im Oktober 1848 (8 Tote):

 

- 10./Carl Wilhelm Lüderitz, Uffz., ohne Altersangabe, „starb auf dem Marsch im Garnisonslazarett“

- 18./Andreas Kraus, 20, Jäger, Vater verstorben, Mutter lebt im Kreis Bischofsburg

- 20./Friedrich Wilhelm Goltz, 20 Jahre + 11 Monate, Jäger

- 23./Amalie Michaelis geb. Lindenberg, 35, Ehefrau des Jägers Hermann Michaelis

- 25./Carl Wicht, 22 Jahre + 10 Monate, Jäger aus Hohenbicho bei Demmin/Stettin

- 26./Die Tochter, 5 Jahre + 2 Monate, des Ehepaares Schirrmacher

- 30./Carl Michaelis, 20 Jahre + 7 Monate, aus Wehlauschen, Kreis Kapheim gebürtig

 

Cholera in Spanien.png 

Die Choleratoten im katholischen Kirchenbuch von Braunsberg im November 1848: 123 Tote

 

- 1./Neustadt: Johann Wohlau, 45, Arbeitsmann

- 1./Neustadt: Bernhard, 3, Sohn des Schuhmachers Joh. Labowski

- 1./Lazarett: Jäger Heinrich Sadrozinski, 22, 1. Jägerabteilung, 11.

Compagnie, Sohn d. Herrn Bürgermeisters Joachim Sadrozinski in Rössel

- 2./Keslin: Martin Lemke, 48, Arbeitsmann,

- 2./Hohenthor: Dorothea geb. Schmeier, 76, Witwe d. Arbeitsm. Pet. Woelki

- 2./Neustadt: Catharina geb. Ehlert, 63, Witwe d. Arbeitsm. Mich. Pratzwig

- 2./Neustadt: Rudolph, 10, Sohn d. Arbeitsm. Joseph Orlowski

- 2./Schillgehnen: Gertrudis geb. Hinz, 70, Witwe d. Arbeitsm. Anton Geng

- 2./Hohenthor: Dorothea geb. Lingk, 41, Frau d. Arbeitsm. Jos. Norgel

- 2./Keslin: Anna, 5, Tochter des Arbeitsmanns Ant. Fromm

- 2./Neustadt: Franz Schakowski, 32, Schuhmachermeister

- 2./Altstadt: Wilhelmine, 55, Tochter der unverehel. Caroline Eichler

- 2./Neustadt: Bernhard, 1 Monat, Sohn d. Zimmergesellen Mich. Klutki

- 2./Altstadt: Rosa geb. Lang, 56, Frau d. Bäckers Jos. Klafki

- 3./Vorstadt: Rosa, 60, Tochter des verstorb. Bürgers Johann Klafki

- 3./Keslin: Barbara, 4, Tochter des Arbeitsmanns Franz Melcher

- 3./Neustadt: Johann, 30, Sohn der unverehel. Rosa Korsch aus Gedilgen

- 3./Neustadt: August, 14, Sohn d. Bauern Jos. Wohlau

- 3./Vorstadt: Matthäus Wobbe, 53, Zimmermeister

- 3./Altstadt: Dorothea, 4, Tochter d. Arbeitsm. Peter Godowski

- 3./Keslin: Rosa, 3, Tochter des Arbeitsm. Jos. Kuehnapfel

- 3./Altstadt: Carl, 3, Sohn d. unverehel. Doroth. Bergman

- 3./Neustadt: Johanna, 15, Tochter des Herrn Ratsherren Heinrich Ludwig Huebner

- 3./Neustadt: Caroline, 23, Tochter d. verstorb. Arbeitsm. Gottfr. Kutschki

- 3./Vorstadt: Theresia, 2, Tochter d. unverehel. Anna Tiedmann

- 3./Keslin: Anne, 5, Tochter d. Arbeitsm. Johann Schulz

- 3./Neustadt: Joseph, 21, Sohn d. Mälzers Franz Klingenberg in Mehlsack

- 3./Hohenthor: Rosa geb. Neumann, 33, Frau d. Arbeitsm. Ant. Taube

- 3./Hohenthor: Catharina, 33, Tochter d. verstorb. Arbeitsm. Jacob Wittki

- 3./Neustadt: Bernhard, 4, Sohn d. Ackerbürgers Andr. Mix

- 4./Neustadt: August Bluhm, 25, Holzflößer

- 4./Kalthof: Ferdinand, 1 Monat + 14 Tage, Sohn d. Gärtners Cornelius  Junker

- 4./Mönchenthor: Rosa, 3, Tochter d. Zimmergesellen Jos. Hoepfner

- 4./Altstadt: Magdalena geb. Lau, 59, Frau d. Arbeitsmanns Jos. Desmarowitz

 

Braunsberg, den 4. November 1848

Meine vielgeliebten, theuren Eltern!

[…] Wir haben hier drei fürchterliche Wochen gehabt, denn ärger hauste hier die Seuche, wie in Königsberg; mein armer Mann kam nicht mehr aus den Kleidern und musste Tag und Nacht zu den armen Kranken, er allein hat beinahe 200 Kranke in dieser kurzen Zeit gehabt; doch Gottlob, seit gestern ist die Krankheit bedeutend im Abnehmen und so hoffe ich, sie wird bald ganz fortbleiben. Ich war oft in großer Sorge um meinen lieben Jacobson, fürchtend, er könnte den großen Anstrengungen

unterliegen; der Himmel hat ihn beschützt und Ihr fühlt mit mir, meine Geliebten, wie dankbar ich dem Allgütigen dafür bin. So manches Familienband ist auch hier gerissen und Trauer ist eingekehrt, wo sonst Freude war; der Aufregung gab und giebt es hier genug. Doch hielt ich mich in all’ diesen Leiden, von denen ich gerade durch den Beruf meines Jacobson am meisten berührt wurde, so kräftig wie möglich, damit mein guter Mann doch wenigstens im Hause Erheiterung und Ermuthigung fand […]. Brief von Fanny Jacobson geb. Goldschmidt

 

- 5./Hohenthor: Catharina geb. Hillbrand, 78, Witwe d. Arbeitsm. Mich. Seidler

- 5./Keslin: Andreas, 2, Sohn d. Töpfergesellen Joh. Maibaum

- 5./Hohenthor: Franz, 12, Sohn d. Arbeitsm. Joh. Schrade

- 5./Hohenthor: August, 2, Sohn d. Arbeitsm. Michael Bartsch

- 6./Altstadt: Carl Lapkau, 39, Schuhmacher

- 6./Keslin: Anton Rossmann, 38, Arbeitsmann

- 6./Rittergasse: Anna geb. Grenki, 42, Frau d. Arbeitsm. Joh. Labuch

- 6./Keslin: Franz, 2, Sohn d. Arbeitsm. Joseph Ruhnau

- 6./Altstadt: Elisabeth geb. Militz, 39, Ehefrau d. Schlossermeisters Teubner

- 6./Keslin: Catharina, 3, Tochter d. Arbeitsm. Jac. Zander

- 6./Rittergasse: Michael Schröter, 64, Maurergeselle

- 6./Krankenhaus: Michael Arendt, 23, Tischlergeselle

- 6./Neustadt: Catharina geb. Arendt, 34, Frau d. gewesenen Krügers Jos. Fischer

- 7./Hohenthor: Dorothea, 3, Tochter d. Arbeitsm. Georg Siedler

- 7./Hohenthor: Carl, 2, Sohn d. verstorb. Eigenthümers Joseph Rodd

- 7./Mönchenthor: Dorothea, 11, Tochter d. Arbeitsm. Valentin Rodloff

- 7./Hohenthor: Elisabeth geb. Radtke, 32, Frau d. Arbeitsm. Joh. Kramer

- 7./Hohenthor: Rosa, 2, Tochter d. Arbeitsm. Joh. Kramer

- 7./Altstadt: Angelica geb. Meekmann, 41, Gemahlin d. Herrn Professors Dr. Maximilian Gruetschel

- 7./Neustadt: Anton, 2, Sohn d. Maurergesellen August Raasch

- 7./Keslin: Franz, 5, Sohn d. Arbeitsm. Jac. Zander

- 7./Mönchenthor: Josef Schulz, 29, Arbeitsm.

 

Braunsberg, den 8. November 1848

Meine einzig geliebten, theuren Eltern!

Sehr erfreute mich Euer lieben Schreiben und die Beruhigung, die ich daraus gewann, dass bei Euch Gottlob die Cholera schon im Abnehmen ist, wie ich auch in diesen Tagen aus anderen Quellen erfahren habe. Hoffentlich ist auch der Arbeiteraufstand schon beseitigt und mein liebes Danzig erfreut sich wieder seiner gewohnten gemüthlichen Ruhe. Auch bei uns geht es schon, wie ich neulich geschrieben, etwas besser; es kommen wohl noch immer Erkrankungen und Sterbefälle vor, doch nicht mehr in diesem erschreckenden Maße. Indessen ist trotzdem meinem Jacobson noch nicht viel mehr Ruhe geworden, da fast kein Haus ist, wo nicht noch ein oder ein paar Kranke sind, so daß er schon morgens 7 Uhr seine Visiten beginnen muß und erst spät am Abend damit zu Ende kommt; in der ärgsten Zeit hatte er hundert Visiten täglich zu machen, jetzt noch nahe an achtzig. Wir werden an diese böse Zeit noch lange zu denken haben, denn es lässt sich noch gar nicht übersehen, wie sehr die schon ohnedies arme Stadt dadurch gelitten; eine Masse von Waisenkindern werden nun versorgt werden müssen, und mancher tüchtige und fleißige Handwerker und Arbeiter ist dahin gerafft. (Brief Fanny Jacobson an ihre Eltern)

 

- 8./Keslin: Catharina geb. Prengel, 31, Frau d. Arbeitsm. Georg Marquardt

- 8./Neustadt: Catharina, 6 Monate, Tochter d. unverehel. Anna Silberbaum

- 8./Altstadt: Jacob Teubner, 54, Schlossermeister

- 8./Hohenthor: Anna, 1 Jahr, Tochter d. Maurergesellen Michael Thiel

- 9./Passarien: Daniel Meede, 72, Altsitzer

- 9./Münchenthor: Dorothea, 1 Jahr + 6 Monate, Tochter d. verstorb. Arbeitsm. Joseph Schulz

- 10./Passarien: Andreas, 6, Sohn d. verstorb. Eigenkätners Jos. Splieth

- 10./Hohenthor: Johann Kramer, 47, Arbeitsmann

- 10./Altstadt: Elisabeth, 58, Tochter d. verstorb. französischen Sprachlehrers Johann v. Villeneuf

- 10./Altstadt: Elisabeth, 1, Tochter d. Arbeitsm. Joh. Haas

- 10./Neustadt: Barbara geb. Wobbe, 40, Frau d. Tischlermeisters Ferd. Bellgart

- 10./Krankenhaus: Magdalena geb. Kroll, 72, Witwe d. verstorb. Arbeitsm. Johann Hill

- 11./Keslin: Dorothea, 10, Tochter d. Arbeitsm. Jac. Zander

- 11./Neustadt: August, 4, Sohn d. Arbeitsm. Franz Rohde

- 11./Neustadt: Carl, 1 Jahr + 6 Monate, Sohn d. Arbeitsm. Franz Rohde

- 11./Münchenthor: Anna, 8, Tochter d. Arbeitm. Andreas Zander

- 11./Altstadt: Theresia, 68, Tochter d. Arbeitsm. Schulz

- 11./Keslin: Ein totgeborenes Mädchen d. Arbeitsm. Carl Paschke

- 12./Hohenthor: Elisabeth geb. Grunwald, 63, Witwe d. verstorb. Arbeitsm. Andr. Hoepfner

- 12./Neustadt: Catharina geb. Griel, 33, Frau d. Handschuhmachers Eduard Buttler

- 12./Mönchenthor: Catharina geb. Freiwald, 35, Frau d. Arbeitsm. Johann Groenki

- 13./Neustadt: Anna, 20, Tochter d. Holzflößers Jacob Block

- 13./Keslin: Catharina, 2, Tochter d. Arbeitsm. Peter Freund

- 13./Neustadt: Maria, 1 Jahr + 6 Monate, Tochter d. Maurergesellen August Rodtki

- 13./Keslin: Peter Zagermann, 33, Ackerbürger

- 13./Keslin: Friedrich Grub, 35, Abdeckereipächter

- 13./Altstadt: Dorothea, 39, Tochter d. Schuhmachermeisters Andr. Tolksdorf

- 13./Krankenhaus: Anna, 26, Tochter d. i. Pilgramsdorf verstorb. Arbeitsm. Jac. Prothmann

- 14./Hohenthor: Magdalena, 25, Tochter d. verstorb. Arbeitsm. Franz Schulz

- 14./Altstadt: Auguste geb. Koslowski, 31, Frau d. Tischlergesellen Robert Zander

- 15./Neustadt: August Zimkath, 32, Schuhmacher

- 15./Vorstadt: Elisabeth Krüger, 71, unverehelicht

- 15./Altstadt: Magdalena geb. Preuschoff, 35, Frau d. Böttgermeisters Joh. Krause

- 16./Neustadt: Hermann, 7, Sohn d. Maurers Daniel Meißner

- 18./Neustadt: Catharina, 10, Tochter d. Brauers Valentin Marquardt

- 19./Keslin: Michael, 5, Sohn d. Arbeitsm. Michael Fischer

- 26./Neustadt: August Krüger, 34, Arbeitsmann

 

Choleratote im Kirchenbuch der Evangelischen Militärgemeinde im November 1848 (1 Tote):

 

- 9./Amalie Knorr, 3 Jahre + 10 Monate, Eltern: Joh. Knorr und Caroline Neumann

 

Braunsberg, den 6. Dezember 1848

[…] Die Cholera ist zwar schon vollständig beseitigt, indeß giebt’s der gewöhnlichen Herbstübel viele, die zum Theil Folge der veränderten Diät während jener Epidemie sind. Also viel zu thun giebt’s, doch nicht mit der gräßlichen Überstürzung der jüngst vergangenen Wochen.

 

 

Die Cholera-Toten im Dezember 1848 (3 Tote)

 

- 11./Neustadt: Magdalena geb. Gansert, 33, Frau d. Korbmachers Friedrich Pratzawich

- 13./Neustadt: Franz Taube, 39, Arbeitsmann

- 16./Hospital: Ludwina geb. Harwart, 66, Witwe d. verstorb. Arbeitsm. Gintel

 

Mit dem 16. Dezember enden die Einträge mit der Todesursache Cholera im katholischen Braunsberger Kirchenbuch von 1848, insgesamt hatten 253 Gemeindemitglieder ihr Leben lassen müssen. Auch ein Jahr später, 1849, sind ein paar Cholera-Fälle im Kirchenbuch verzeichnet, eine Epidemie ist in diesem Jahr aber nicht ausgebrochen.

Schon 1852 kehrte die Cholera erneut zurück, diesmal mit voller Wucht, am 25.9.1852 schreibt Dr. Jacobson in einem Brief an seinen Vater:

Lieber, guter Vater!

Es freut mich, ihnen melden zu können, daß bei uns Gottlob die Epidemie, die diesmal fürchterlicher als jemals gehaust hat (in den letzten vier Wochen ist der fünfzehnte Mensch gestorben!) im Erlöschen ist. […] Eine fürchterliche Zeit, die mir nicht sobald aus der Erinnerung schwinden wird. Ich allein habe gegen dreihundert Kranke behandelt, wovon nur der dritte Theil genesen. Die Anstrengung war sehr groß und ich habe mich nur dadurch aufrecht erhalten, dass ich fleißig Wein trank. Drei Wochen mußte ich per Droschke praktiziren, jetzt wieder zu Fuß. Nun genug von dieser schaudervollen Zeit.

 

Zusammen mit diesem Brief, den er einige Wochen vorher an seine Frau verfasst hatte, werden die berufsbedingten Anstrengungen und Strapazen deutlich:

Braunsberg, den 28. August 1852

Mein liebes Herz!

Kaum gewinne ich eine Spanne Zeit, um Dir mittheilen zu können, daß wir Gottlob gesund sind. Die Cholera nimmt zu und wenn auch erst etwa zwanzig gestorben sind, so sind die daran grenzenden Fälle Legion. Daß unter solchen Umständen meine ärztlichen Leiden sich in ernster Glorie zeigen, kannst Du Dir denken. Selten komme ich eine Nacht zur Ruhe und, wenn ich auch einige Stunden Ruhe habe, läßt mich die Aufregung nicht schlafen. Doch Du kennst ja die Geschichte des Jahres 1848. Nimm an, es sei ebenso wie damals; jetzt vielleicht, wegen allerlei anderer daneben laufender Krankheiten und Geschäfte (Eisenbahn u.a.) noch ärger. – […]

 

Eine Statistik10 über die Zahl der Erkrankungen und Todesfälle gibt für den gesamten Kreis Braunsberg an, dass innerhalb von 91 Tagen zwischen dem 17.8. und dem 15.11.1852 bei einer Kreis-Einwohnerzahl von 45.607 1.132 Menschen erkrankten, von denen 638 starben.

Die Stadt Braunsberg wurde noch in weiteren Jahren von der Cholera heimgesucht, 1855 trat sie in sehr geringem Ausmaße in der Stadt auf, denn Jacobson schreibt am 26.9.1855 an seinen Vater:

Geliebter Vater!

[…] Bei Ihnen ist ja die Cholera Gottlob ganz erloschen. Bei uns ist sie als Epidemie noch nicht erschienen, wird es auch hoffentlich nicht, nur einige Leute, die aus der Fremde hierhergekommen, sind daran erkrankt, und zum Theil gestorben (im Ganzen drei). Hoffentlich ist’s damit Alle. – […]

 

und kann am 21.Oktober 1855 berichten:

Geliebtes Väterchen!

Seit etwa fünf Tagen ist kein Cholerafall bei uns vorgekommen und die ganze Geschichte hat sich bis jetzt auf etwa dreißig Sterbefälle reduzirt, allerdings weniger als die 600 im Jahre 1852; aber die Unmasse von Diarrhöen, Brechdurchfällen und Magenbeschwerden, die neben solcher Cholerazeit nebenhergeben, ist’s gerade, die den Arzt fortwährend im Galopp hält; jeder fürchtet und jeder will gleich beruhigt aber behandelt sein – kurz, der Arzt ist nicht mehr Mensch, sondern Hund. Schaudervolle Zeit, voller Allarm, nichts dahinter. In den letzten Tagen ist die Angst schon geringer, daher man auch zu Athem kommen. Jene 30 Fälle waren allerdings sehr rapide und starben in wenigen Stunden. Nun genug von der Cholera. Sie können also, geliebter Vater, in dieser Beziehung ganz ruhig sein. […]

 

22 Cholera-Fälle fand ich im katholischen Kirchenbuch (3 Fälle waren im ev. Militärkirchenbuch verzeichnet), wovon die ersten beiden tatsächlich Auswärtige waren:

Cholera-Tote im September 1855

 

St. Katharina:

 

- 17./Garnisonslazarett: Michael Gronau, 27 Jahre + 10 Monate, Canonier im 1. Artillerie-Regiment, gebürtig aus Kossewen, Kreis Sensburg

- 22./Krankenhaus: Johann Hoelzermann, 34, Bürger Einwohner in Tolkemitt

 

Ev. Miltärgemeinde:

 

- 26./Hauptmann Johann Gottlieb Jannert, 83 Jahre

 

Cholera-Tote im Oktober 1855

 

St. Katharina:

 

- 5./Altstadt: Andreas Lingk, 28, Conditor

- 6./Vorstadt: Amalie geb. Salewski, 37, Ehefrau d. Gärtners Wilhelm
Fedderau

- 7./Neustadt: August, 2, Sohn des Maurergesellen Ignaz Gehrmann

- 11./Vorstadt: Johann Unruh, 45, Arbeitsmann Einwohner

- 11./Vorstadt: Marie, 2, Tochter d. Arbeitsm. Johann Unruh

- 12./Altstadt: Anton, 1 Jahr + 4 Monate, Sohn d. Arbeitsm. George Wichert

- 12./Passarge: Peter, 26, Sohn d. Schifferwirths Martin Schier

- 12./Altstadt: Theresia, 3 Jahre + 6 Monate, Tochter d. verstorb.
Arbeitsm. August Kempf

- 13./Altstadt: Heinrich Kalhorn, 26 Jahre + 10 Monate, Schneidergeselle, Sohn d. Schlossermeisters Joseph Kalhorn

- 14./Oberthor: Barbara geb. Merten, 34, Ehefrau d. Arbeitsm. Ferdinand Pawlowski

- 15./Passarge: Peter, 2, Sohn d. Schifferwirths Peter Holz

- 17./Oberthor: Franz, 2, Sohn d. Arbeitsm. Ferdinand Pawlowski

- 17./Oberthor: Catharina geb. Rautenberg, 58, Ehefrau d. verstorb. Arbeitsm. Lau

- 20./Altstadt: Joseph Schneider, 19, Nagelschmiedgeselle

- 26./Münchenthor: Franz, 2, Sohn d. Arbeitsm. Ignaz Hoepfner

- 27./Altstadt: Rosa, 2, Tochter d. unverehel. Rosa Wichert

- 28./Keslin: Catharina, 3, Tochter d. verstorb. Arbeitsm. Jacob Herder

- 29./Altstadt: Elisabeth, 2 Jahre + 9 Monate, Tochter d. Arbeitsm. Georg Wichert

- 30./Altstadt: Maria, 17, Tochter d. Tischlergesellen Heinrich Hildebrand

 

Ev. Militärgemeinde:

 

- 13./Unterarzt Friedrich Wilhelm Gehrs, 47

- 15./Heinrich Theodor Störmer, Jäger, 22 Jahre + 10 Monate

 

 

Cholera-Tote im November 1855:

 

St. Katharina:

 

4./Keslin: Catharina, 39, Jungfer Tochter d. verstorb. Arbeitsm. Simon

Schroeter

 

Weitere Epidemien folgten auch noch 1866, bei der allein 264 Mitglieder der katholischen Gemeinde starben und 1873 (bei der 300 Mitglieder innerhalb von 5 Wochen starben).11

Es sollte noch viele Jahre vergehen, bis die Cholera in Europa bekämpft war. Noch im Jahr 1975 warnte die Türkei vor der Cholera im Land und im Jahr 1990 Rumänien. Dies sind jedoch Einzelfälle. In den Entwicklungsländern ist die Cholera nach wie vor eine weit verbreitete Gefahr.

 

In den Toten-Listen 1848 vorkommende Nachnamen:

 

Abraham, Achsnick, Arendt, Bartsch, Behrendt, Bellgart, Bergmann, Block, Bludau, Bluhm, Budau, Buttler, Casprowitz, Dargel, Desmarowitz, Diddig, Dillo, Dittner, Drabek, Durchschlag, Ehlert, Ehrlich, Eichler, Engelbrecht, Erdmann, Fischer, Fox, Freiwald, Freund, Fromm, Gansert, Gehrmann, Geng, Gerlach, Gintel, Ginther, Godowski, Goltz, Graw, Grenki, Griel, Groenki, Groß, Grub, Gruetschel, Grunenberg, Haas, Hallmann, Hannke, Harnau, Harwart, Hasselberg, Heidenreich, Heise, Herder, Hill, Hillbrand, Hinz, Hoell, Hoepfner, Hogendorf, Hohmann, Huebner, Hulanitzki, Jackel, Junker, Kalinowski, Kemkowski, Kern, Kewitz, Klafki, Kleefeld, Klingenberg, Klingenbrunn, Klutki, Knobloch, Knorr, Korsch, Kowalewski, Krafzig, Kramer, Krause, Kroll, Krüger, Kuehnapfel, Kuhn, Kurzbach, Kutschki, Kusmund, Labowski, Labuch, Lang, Lange, Lapkau, Lau, Laws, Lehmann, Lemke, Lerch, Lindenberg, Lingk, Ludkowski, Lüderitz, Marquardt, Meede, Meekmann, Meissner, Melcher, Merten, Michaelis, Mix, Müller, Nahser, Maibaum, Naumann, Neumann, Nitschmann, Norgel, Orlowski, Packeiser, Paschke, Paschki, Peter, Plath, Pratzawich, Pratzwig, Prengel, Preuschoff, Proschki, Prothmann, Quandt, Raasch, Rautenberg, Regenbrecht, Rodd, Rodloff, Rohde, Rodtki, Rossmann, Rebnitzki, Ruhnau, Sadrozinski, Sagrigewitz, Sartremski, Schaefer, Schakowski, Schimanski, Schirgau, Schirrmacher, Schlesiger, Schmeier, Scholinski, Schoppenhauer, Schrade, Schrecker, Schroeter, Schulz, Seidler, Sidowski, Siedler, Silberbaum, Sinowy, Sinselowski, Splieth, Sprehn, Starowski, Steinki, Taube, Teubner, Thiel, Tiedmann, Tolksdorf, von Villeneuf, Wangnick, Wermter, Werner, Wicht, Will, Wirgau, Wisniewski, Wittenberg, Wittki, Wobbe, Woelki, Wohlau, Zagermann, Zander, Zaremba, Zimkath, Zimmermann

 

In den Toten-Listen 1855 vorkommende Nachnamen:

 

Fedderau, Gehrmann, Gehrs, Gronau, Herder, Hildebrand, Hoelzermann, Hoepfner, Holz, Jannert, Kalhorn, Kempf, Lau, Lingk, Merten, Pawlowski, Rautenberg, Salewski, Schier, Schneider, Schroeter, Störmer, Unruh, Wichert

 


 Herzlichen Dank für Unterstützung

 

  1. Barbara Trappe: Bereitstellung der Daten aus dem evang. Militärkirchenbuch von Braunsberg

 


Fußnoten

1 K.F. Burdach: Historisch-statistische Studien über die Cholera-Epidemie vom Jahre 1831 in der Provinz Preußen, insbesondere in Ostpreußen. Königsberg 1831, Verlag der Gebrüder Bornträger.

2 Kreisphysikus Dr. Hausbrand: Über die Cholera in Braunsberg, in: J.C. Albers u.a.: Cholera-Archiv mit Benutzung amtlicher Quellen, Band 3, Berlin 1833.

3 Cholera-Zeitung, Herausgegeben von den Ärzten Königsbergs, 2. vermehrte Auflage, Königsberg 1832.

4 Als Beispiel für den Irr- und Aberglauben gerade der ländlichen Bevölkerung, oftmals bedingt durch ihre räumliche Abgeschiedenheit, sei dieses Beispiel aus früheren Zeiten genannt: Bei Pestepidemien kratzte man Ziegelmehl aus Kirchenmauern heraus und verwandte sie, der Nahrung zugesetzt, als Heilmittel.

5 Zitterland: Cholera-Zeitung, Aachen 1831.

6 Z.B. Eduard Bangssel: Johann Jakob Hamann und seine Wundertropfen wider die Cholera, 3. Heft, 1831.

7 Allgemeines Repertorium der gesamten deutschen medizinisch chirurgischen Journalistik, Leipzig 1838.

8 Aus Tagebüchern und Briefen von Dr. Jacob Jacobson und Fanny Jacobson geb. Goldschmidt. Verlag Emil Goldschmidt, Berlin, 1894.

9 Ausführliche Biographie, siehe: Juhnke, Leo: Dr. Jacob Jacobson (1807 – 1858). Braunsbergs unbekannter Ehrenbürger. Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands, Band 44, 1988, S. 47 ff.

10 H. Brauser: Die Cholera-Epidemie in Preußen. Statistische Zusammenstellung, Berlin 1854.

11 Buchholz, Franz: Braunsberg im Wandel der Jahrhunderte. Festschrift zum Stadtjubiläum, 1934.

 

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